Der Unterschied zwischen Digitalisierung und Digitale Transformation: Oft werden die beiden Begriffe als Synonyme verwendet. Auch wenn Digitalisierung und Digitale Transformation viel miteinander zu tun haben, sind sie aber dennoch unterschiedlich. Nachfolgend stellen wir die Unterschiede dar.

Digitalisierung

Die ursprüngliche Bedeutung von Digitalisierung geht bis in die 1970er Jahre zurück. Hier geht es ganz simpel um die Umwandlung von analogen in digitale Formate: Die Rechnung einscannen und digital archivieren, den Film von der VHS-Kassette mittels Videograbber auf den PC bringen oder die Schallplatte mit modernen Schallplattenspielern in eine MP3-Datei umwandeln.

Je mehr Zeit allerdings verging, desto weitläufiger wurde der Begriff verwendet. So wurde Digitalisierung auch für die reine digitale Erstellung von Dateien durch Digitalkameras oder digitale Audiorekorder verstanden.

Spricht man heute im Geschäftsalltag von der Digitalisierung, wird die Bereitstellung von Dokumenten in digitaler Form verstanden: Die Rechnung nicht mehr in Papierform sondern gleich digital erhalten und in der Cloud rechtssicher archivieren. Hier geht der Begriff der Digitalisierung bereits über die reine Analog-Digital-Umwandlung hinaus und inkludiert Prozesse. Die Prozesse sind im besten Fall schon so automatisiert, dass sich manuelle Arbeitsschritte drastisch reduzieren lassen und so eine Arbeitserleichterung bringen.

Das Themenfeld ist immer facettenreicher geworden und der Begriff wird im Sinne seiner ursprünglichen Bedeutung (Umwandlung von analog in digital) immer weniger verwendet, was heute oftmals für Unklarheiten sorgt.

So wird Digitalisierung gelegentlich auch als Zeitalter – ähnlich der Industrialisierung – verstanden. Als schärfere Abgrenzung lässt sich hier der Begriff digitale Revolution einsetzen.

Digitale Transformation

Die Basis der digitalen Transformation ist (unter anderem) die Digitalisierung. Die digitale Transformation geht aber über den eben beschriebenen Prozess der Digitalisierung hinaus und beschreibt einen komplexen Veränderungsprozess.

Durch Treiber wie die Digitalisierung oder eine digitale Infrastruktur (Mobilfunknetze, PCs, Smartphones, Cloud-Computing usw.) ändern sich Kundenanforderungen. Denn vieles ist bequemer geworden.

Früher ging der Kunde in die Buchhandlung und suchte dort vergebens ein nicht lagerndes Buch. Die freundliche  Buchhändlerin bestelle dann zwar das Buch, der Kunde musste aber am Folgetag wieder den Weg dorthin auf sich nehmen, um es abzuholen. Heute bestellt man am Smartphone bei Amazon – oder besser Ecobookstore – und lässt sich das Buch bequem nach Hause liefern.

Oder noch weiter digitalisiert: Man kauf das Buch direkt mit seinem E-Book-Reader und hält das elektronische Buch wenige Sekunden später in der Hand.

Der Kunde gewöhnt sich an diese komfortablen Prozesse. Dank Digitalisierung und entsprechender Infrastruktur entstehen so neue Chancen durch rein digitale Geschäftsmodelle. Aber auch Herausforderungen wachsen dadurch. Denn sowohl auf operativer als auch auf gesellschaftlicher Ebene ändern sich Prozesse.

Im heutigen Geschäftsalltag versteht man unter digitale Transformation häufig den den Veränderungsprozess, der durch digitale Technologien oder den darauf beruhenden Kundenerwartungen ausgelöst wird.

Digitalisierung und digitale Transformation – Ein Beispiel

Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Die Tageszeitung. Zu analogen Zeiten lag diese pünktlich morgens in Papierform zum Frühstück im Briefkasten. In Bus und Bahn finden wir heute kaum noch eine breit aufgefaltete Zeitung, alle blicken in ihr Smartphone.

Schritt 1: Digitalisierung

Durch die Digitalisierung konnten die Zeitungsinhalte in ein digitales Format umgewandelt werden und stehen heute nun vor allem in Form von HTML-Seiten als Artikel zum lesen auf Webseiten zur Verfügung. Dank der digitalen Infrastruktur konnte die Zeitung nun über das Internet auf dem Smartphone oder Tablet (digitale Infrastruktur) gelesen werden.

Das brachte für den Leser einige Vorteile:

  • Praktisches Hosentaschenformat anstatt sperrigem Papier
  • Schneller Zugriff auf eine große Anzahl an Tageszeitungen
  • Viele Inhalte kostengünstiger oder gar kostenfrei
  • Gezieltere Auswahl von Artikeln zu persönlichen Präferenzen möglich
  • Nachrichten in Echtzeit anstatt Fußballergebnisse vom Vortag

Durch die klaren Vorteile der digitalen Zeitungsartikel kündigten immer mehr Leser ihre Print-Abos. Die Gesamtauflage der deutschen Tagespresse hat sich seit dem Jahr 2000 fast halbiert.

So brachte die Digitalisierung einigen Verlagen große Schwierigkeiten. Plötzlich tauchten im Netz Webseiten auf, die rein digital mit einem kleinen Team (=kostengünstig) hochwertige Inhalte produzierten und diese durch innovative Geschäftsmodelle montearisierten. Wer nicht schnell genug auf den Veränderungsprozess reagierte, ging unter.

Schritt 2: Digitale Transformation

Nun kommt die digitale Transformation zum Tragen.

So herrschte etwa große Verunsicherung hinsichtlich der digitalen Geschäftsmodelle. Wie ist die Zahlungsbereitschaft meiner Leser? Kann ich die Inhalte mit Werbung monetarisieren? Übertrage ich das bewährte Abomodell in die digitale Welt? Ist es als Ergänzung zu Print zu verstehen? Oder möchte der Leser rein digital pro Artikel bezahlen?

Die Inhalte mussten sich ebenso an das digitale Format anpassen. Redakteure konnten nicht mehr wie bisher für Print schreiben. Das Leseverhalten an Bildschirmen ist ein anderes, als auf Papier. Aspekte wie Suchmaschinenoptimierung (SEO) oder das Formulieren einer Überschrift, die zum Klick animiert, führten zu Veränderungsprozessen in den Redaktionen.

Auch technisch fehlte es vielen Zeitungsverlegern an digitaler Kompetenz. Während die Druckprozesse zur Kernkompetenz vieler Tageszeitungen gehörten, war die Bereitstellung von Artikeln in digitaler Form eine technische Hürde. Webseiten wurden daher zu Beginn oft extern entwickelt, intern gab es kein Know-How.

Dazu kommen viele weitere kleine Veränderungen: Kunden nicht mehr in der Fußgängerzone sondern im Internet gewinnen. Als Kunden online bequem das Abo kündigen. Intern ein digitales CRM und Marketing-Automation aufbauen. Und so weiter.

Wer diese Veränderungsprozesse, die nahezu alle Bereiche eines Unternehmens treffen, nicht schnell genug meisterte, tat sich schwer.

Digitale Transformation meistern

Wer die digitale Revolution überleben will, muss verstehen, dass dieses Internet nicht mehr weggeht und agile Organisationsmethoden kein Buzzword mehr aus hippen Start-ups sind. Scrum, Minimum Viable Products oder Design Sprints helfen dabei, die erforderliche Geschwindigkeit aufzunehmen, um den sich schnell ändernden Anforderungen zu begegnen.

Kaum eine Branche kommt ohne digitale Transformation aus. Egal ob es der Zeitungsverleger, Taxifahrer oder Automobilbauer: Jeder muss sich an den geänderten Kundenerwartungen anpassen und auf Veränderungen reagieren – oder diese im besten Fall sogar selbst durch disruptive Innovation einleiten. Sonst zieht das nächste Startup aus dem Silicon Valley ála Google, Facebook, Uber, Amazon oder Tesla an uns vorbei.

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